Harald Glööckler
Harald Glööckler ist ein Multitalent, Courturier, Designer, Schriftsteller, Exzentriker, Kunst gur und ein Meister der Inszenierung. Über ihn zu schreiben, kann Bücher füllen und wird zu einer unendlichen, spannenden und emotionalen Achterbahn der verschiedenen Welten, in denen er sich bewegt. Chefredakteur Axel Kahn traf Harald Glööckler in seinem Haus zu einem außergewöhnlichen und zugleich inspirierenden Gespräch.
Wie beschreiben Sie die Person Harald Glööckler selbst und ganz?
So viel Zeit, um das hinreichend zu tätigen, haben wir gar nicht. Ich habe so vieles erreicht und erlebt, interessante Menschen getro en und bin seit über 30 Jahren in der Modebranche. Da könnte ich ewig erzählen. Aber müsste ich das alles zusammenfassen, würde ich Harald Glööckler als sehr vielseitig und auch vielschichtig bezeichnen. Auf der einen Seite ist da diese öffentliche Person, der Star-Designer. Ich kreiere so vieles und setze zahlreiche Projekte um. Mein Unternehmen ist inzwischen in über 82 Ländern erfolgreich. Das ist viel Arbeit, aber ich liebe es. Auf der anderen Seite ist die Privatperson, Harald Glööckler. Das sind zwei verschiedene Menschen. Der eine ist eine Privatperson und der andere ist Kult, eine Kult gur. Diese Kult gur kann faszinieren, darf polarisieren, mal schockieren. Kunst muss frei sein und darf frei sein, sie muss gar nichts. Johann Wolfgang von Goethe sagte schon: Es ist ein Vorrecht des Schönen, dass es nicht nützlich zu sein braucht. Privat liebe ich mein ruhiges Leben in der Pfalz, weit weg vom Großstadttummel und den Paparazzi. Ich genieße das Landleben mit meinem Mann und Billy King, das war der Ruhepol, der mir in meinem Leben gefehlt hat.
Aller Anfang ist schwer. Schildern Sie ein oder zwei Szenarien der Anfänge Ihrer Karriere und der Zeit, in der noch keiner mit Harald Glööckler zusammen arbeiten wollte.
Sagen wir mal, wenn man ein Junge vom Land ist, der aus der Art schlägt, Visionen hat, diese auch noch umsetzt, der sich auf die Fahne geschrieben hat, jede Frau zu einer Prinzessin zu machen und sein eigenes kleines Königreich und einen kompletten Lifestyle zu kreieren, sich dazu noch kleidet wie ein Maharadscha oder mal wie ein Prinz oder Ludwig XIV., dann ist es nicht verwunderlich, wenn die Menschen das nicht verstehen können und vielleicht auch nicht wollen. Wir Deutschen tun uns sowieso schwer mit allem, das nicht in eine Norm passt, aber muss man denn in eine Norm passen, oder gibt es überhaupt die Norm? Sind wir nicht alle anders? Gott macht keine Fehler. Wenn Gott nicht gewollt hätte, dass wir Menschen unterschiedlich sind, dann hätte er uns alle gleich machen, klonen können. Das Leben ist ein wunderbares Geschenk. Es ist ein Geschenk, sich selbst zu entdecken, den Sinn des Lebens zu nden, immer wieder aufs Neue sich und sein Leben selbst zu kreieren. Es ist dabei völlig unerheblich, ob es anderen gefällt oder nicht, denn schließlich lebt man sein Leben und nicht das Leben anderer. Meine erste Show machte ich zusammen mit meinem Partner Dieter Schroth 1994 im neuen Schloss in Stuttgart. Eine Haute Couture Show in Form einer Barockshow mit Topmodels aus der ganzen Welt. So etwas hatte Stuttgart noch nie gesehen. Seit fast 30 Jahren zelebriere ich Luxus im großen Stil. Diese Shows, wie ich sie kreierte, gab es bislang weltweit nicht. Sie waren eine Mischung zwischen Pariser Haute Couture Show und Las Vegas. Die Zeit betitelte mich einst „ausstaffiert wie Las Vegas auf zwei Beinen“ und die Süddeutsche Zeitung nannte mich „das personifizierte Neuschwanstein“. Mit diesen Shows wurde ich bekannt als Exzentriker, als Glamour-Star. Für viele war ich einfach nur ein „Verrückter“, der große Shows macht, die man sich auch ger- ne anschaute, aber manch einer traute sich damals noch nicht wirklich, mit Harald Glööckler zu arbeiten. Die ersten Lizenzen habe ich 1997 vergeben, über einen Auftritt in Hongkong, wo ich im Auftrag der Messe Frankfurt/Hong Kong eine Gala Show im Hotel Grand Hyatt Hongkong vor chinesischen Ministern umsetzte und in den darau olgenden drei Tagen sechs Trend Shows in dem neu erö neten Konvention und Exhibition Center zelebrier- te. Meine ersten Partner waren ausschließlich aus dem Ausland. Das mag daran liegen, dass Deutschland damals und auch leider heute noch immer nicht die selbe tiefe und selbstverständliche Beziehung zu Mode und Luxus pflegt, wie viele andere Länder. Man warf mir damals immer wieder gerne vor, ich könne zwar extravagante Roben machen, aber tragbare, kommerzielle Mode zu kreieren, traue man mir nicht zu. Das war in Deutschland das einzige damals, was zählte: „Kommerz“. Kreativität war nicht relevant. Auf Kreativität bekam man keinen Kredit. Was eigentlich Widersinnigkeit ist, denn ohne Kreativität geht gar nichts. Sie ist alles, der Motor zu allem. Als ich dann begonnen habe, Mode für einen Teleshoppingsender zu designen, haben viele nicht ver- standen, wieso jemand wie ich, der Haute Couture machte, nun auf einem Teleshoppingsender zu sehen war. Das Teleshopping war für viele zu dieser Zeit noch ein unbekanntes Neutrum. Und man wertete es auch schon mal auf die Schnelle als Unterschichtenfernsehen ab. Eine Unverschämtheit im Übrigen. Als ich dann auch Kollektionen bis in sehr großen Größen machte, ertönten Stimmen, „man könne doch nicht für kräftigere Damen solch eine glamouröse farbenfrohe Mode machen“. Wieso eigentlich nicht, fragte ich mich. Man hat mich belächelt und auch gerne mal ver- spottet. Aber so ging es vielen Großen. Wenn man sich auf neues Terrain wagt, pfeift einem ein eisiger Wind entgegen. Wie sagte Mahatma Gandhi: „Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“
Sie haben sehr erfolgreich über 12 Jahre international Tele-Shopping gemacht. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Kooperation und warum haben Sie sich 2015 etwas zurückgezogen?
Ich war damals ein Pionier, denn das Teleshopping steckte in Deutschland noch in den Kinderschuhen, ganz im Gegensatz zu den USA. Man betrachtete damals Teleshopping sehr herablas- send und für viele Designer war es ein No-Go. Inzwischen drän- geln sich die Prominenten regelrecht ins Teleshopping. Damals war das anders. Aber ich blieb bei meiner Passion. Ich wollte die Welt immer ein bisschen glitzernder und funkelnder machen. Wenn das Leben dich ärgert, streu Glitzer drüber. Das habe ich gescha t und heute werde ich gefragt, wie ich immer so kreativ und erfolgreich bin und das nach so vielen Jahren. Wichtig ist, sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, egal welche Schwie- rigkeiten entstehen. Ich habe immer gesagt, es wird klappen, ich werde erfolgreich sein. Denn ich möchte, dass sich Frauen wohlfühlen und anfangen, sich selbst wie eine Prinzessin zu sehen. Ich war immer sehr gerne im Teleshopping, weil ich da besonders nah an meinen Fans war. Ich konnte ihnen direkt meine Kollektionen präsentieren und meine Fans haben es ja auch geliebt. Als ich dann nach so vielen Jahren beschlossen habe, in diesem Bereich etwas kürzer zu treten, haben mir so viele Fans gesagt, wie traurig sie deswegen sind und dass sie mich im Fernsehen vermissen. Ich bin ja seit April sporadisch wieder im Teleshopping zu sehen. Bei Channel21 präsentierte ich gerade meine neue POMPÖÖS Cosmetics Kollektion. Ich kann meine Füße dann doch nicht so lange still halten und nachdem sich so viele Fans bei mir gemeldet und sich ein Comeback von mir gewünscht haben, habe ich beschlossen, dem zu entsprechen. Ich war ja international auf Teleshopping in Japan und United Kingdom zum Beispiel und auch gerade jetzt habe ich wieder viele Anfragen aus Australien, Korea, Japan, ja aus der ganzen Welt.
Seit Jahren sind Sie erfolgreicher Geschäftsmann und rmieren unter anderem unter der Harald Glööckler International GmbH. Welche Segmente deckt das Unternehmen ab und welche Projekte sind erfolgreich und spannend?
Na, wenn Sie mich das so fragen, muss ich Ihnen gleich mittei- len, dass alle meine Produkte erfolgreich und spannend sind. Ich habe alles mit so viel Liebe und Kreativität entwickelt und designt. Ich bin bei meinen Produkten gerne von Anfang bis Ende dabei und achte bei jedem Schritt auf die Details. Das macht ein Stück von Harald Glööckler auch aus, egal, ob es um Mode, Tapeten oder Kosmetik geht. Ich stehe hinter meinen Produkten. Wir sind mit der Harald Glööckler International GmbH inzwischen in über 82 Ländern sehr erfolgreich tätig und arbeiten ständig an der Marke. Ich liebe neue Herausforderungen und das Unternehmen zu leiten, ist eine so spannende Aufgabe, jeden Tag aufs Neue. Und es ist bald einfacher, das aufzuzählen, was es noch nicht aus der Feder von Harald Glööckler gibt, als das, was es gibt.
Ihr Unternehmen vergibt Lizenzen, um die Produkte der Harald Glööckler International GmbH weltweit zu vertreiben?
Mein Unternehmen vergibt Lizenzen für Kooperationen, hinter de- nen ich als Person und als Designer stehe und mit denen ich und auch meine Fans sich identi zieren können. Natürlich ermöglicht das auch einen internationalen Vertrieb in einem lukrativen Maß. Ich habe immer international gedacht. Ich sagte immer zu Die- ter Schroth: „Was ich mache, muss nicht jedem gefallen. Wenn 5% der Menschen in der Welt meine Mode gut nden, reicht das vollkommen.“ Also aktuell wären das 5% von rund 7,5 Milliarden. Global zu agieren, war deshalb für unser Unternehmen ein sehr wichtiger Schritt. Lizenzpartner können wieder ganz neue und wichtige Kontakte vorweisen, wodurch ein Geschäft sehr profitieren kann.
Sie sind unter anderem bekannt geworden durch überaus pompös inszenierte Shows und Auftritte. Ist die Haute Couture eine Leidenschaft von Ihnen?
Auf jeden Fall, ja! Ich bin Modedesigner und im Bereich der Haute Couture kann ich meine Leidenschaft voll und ganz ausleben.
Da kann es gerne etwas mehr und au älliger sein, als bei den sonstigen Kollektionen. Ich liebe es, bei Schnitt, Muster und Sto zu experimentieren und mich immer wieder neu zu er nden. Bei Haute Couture Stücken kann ich genau das machen.
Wie wichtig ist Luxus für Sie?
Luxus ist ein großes Thema in meinem Leben. Um es mit den Worten von Mae West zu sagen: „Ich war arm und ich war reich, aber glauben Sie mir, reich ist besser.“ Ich liebe Luxus, liebe schö- ne Dinge, schönen Schmuck und Kosmetik. Funkelnde Kristall- Kronleuchter, exquisite Tapeten, kostbare Antiquitäten, rafiniertes Konfekt, gigantische Torten und vieles andere. Nachdem ich über zwölf Jahre Luxus für den kleinen Preis möglich gemacht habe, wende ich mich auch wieder mehr luxuriösen Dingen im hochpreisigen Bereich zu. Auch in diesem Segment ist ein Markt, der bedient werden will und von mir bedient werden kann. Es gibt wenige Designer, die in der Lage sind, zum einen günstige Artikel und zum anderen Luxusartikel anzubieten. Ich mache das schon seit jeher und deshalb ist es authentisch und wird von den Kunden akzeptiert.
Im Moment kann man einen Trend zu immer preisagressiveren Anbietern entdecken. Wie stehen Sie dazu und kann man momentan auch Luxus verkaufen?
Ich beobachte mit Argwohn eine Entwicklung, die in meinen Au- gen nicht gut ist. Der Trend, immer noch billigere Artikel zu produ- zieren und zu verkaufen. Auf der einen Seite regen wir uns darüber auf, wenn in Billiglohnländern produziert wird und auf der anderen Seite soll alles super billig sein. Das passt nicht zusammen. Deshalb ist gerade jetzt die richtige Zeit, um auch hier Maßstäbe zu setzen. Produkte anzubieten, wie meine Tapeten Glööckler by marburg, welche ausschließlich in Deutschland produziert wer- den. Auch wird es in Kürze Glööckler Boxspringbetten und luxuriöse Möbel geben. My home is my Castle. Frei nach diesem Motto kreiere ich Homewear und Interieur. Mein Château POMPÖÖS in der Pfalz gleicht einem kleinen französischen Schloss inmitten eines Parks. Meine Idee ist es, Produkte anzubieten, so dass jede Frau und jeder Mann sich ein Stück Château POMPÖÖS, ihr eigenes Schloss, nach Hause holen können. Außerdem kreiere ich ein luxuriöses Parfum und exquisite Schokolade. Die Torten Petit Four und Pralinen werden in Kooperation mit CHOCOLATE HOUSE of Luxembourg kreiert. So kann sich jede Frau und jeder Mann eine POMPÖÖS-Torte oder edle Pralinen bestellen und nach Hause schicken lassen. Ich habe auch wieder begonnen, eine Haute Couture Modelinie zu realisieren und habe mir dazu in Berlin Friedrichstraße ein Atelier eingerichtet. Auch eine Echtschmuck-Linie, zusammen mit dem Juwelier Haus Schupp aus Pforzheim, wird gerade vorbereitet. Edle kostbare Ringe, Broschen und Ketten in Weißgold, Gelbgold mit Brillianten und anderen kostbaren Edelsteinen. Auch Perlen dürfen nicht fehlen. Diesen Schmuck werde ich unter GLÖÖCKLER IMPERIAL auf den Markt bringen.
„Wer rastet, der rostet“, könnte von Ihnen erfunden sein. Sie sind bekannt als unermüdlich. Hat sich das in den letzten Jahren ein wenig gelegt und gönnen Sie sich mehr Zeit für andere Dinge und das Privatleben?
Ich arbeite nach wie vor sehr viel. Ich habe so viel Energie, wenn es um meine Leidenschaft geht. Ich will bei jedem Stück dabei sein und würde am liebsten alles selbst machen. Aber da mein Tag leider auch nur 24 Stunden hat, muss ich Arbeit an mein Büro abgeben. Aber ich genieße private und familiäre Momente. Vor allem, seitdem ich in der Pfalz in meinem Chateau POMPÖÖS wohne, habe ich diese Ruhephasen. Ich stehe morgens früh auf und gehe als erstes mit Billy King in unseren wunderschönen Gar- ten. Hier kann ich durchatmen und Kraft für den Tag tanken. Das tut mir sehr gut und ich kann umso aktiver in die Arbeit starten. Dort hole ich mir auch schon mal Inspirationen für meine Bücher, für meine Kollektionen und die Kunst.
Sie sind ja auch sehr erfolgreich als Maler. Wie kam das?
1997 wachte ich eines Nachts auf und hatte von einem Gemälde geträumt, das ich sofort malen musste. Bis dahin hatte ich mit Malen nicht viel im Sinn. Ich suchte eberhaft nach Farben und Pinseln, aber natürlich war so gut wie nichts da, was man zum professionellen Künstlern benötigt. Also bediente ich mich an Farbstiften, Bleistiften und so weiter. Am nächsten Tag kaufte ich Acrylfarben und Ölfarben, Leinwände und Pinsel und legte los. Wie alles, das mir Spaß macht, wurde auch das Malen zu einer Obsession. Inzwischen habe ich an die 600 Bilder gemalt, diverse Skulpturen und Kunstbücher kreiert und unzählige Vernissagen absolviert. Kunsthistoriker international befanden meine Kunst durchaus für gut. Am 28. November startet im Reiss-Engelhorn- Museum in Mannheim eine Ausstellung über die Kunst von Harald Glööckler, inmitten der Barock-Ausstellung. Ich hätte mir auch nie träumen lassen, dass ein echter Glööckler einmal neben einem echten Rembrandt oder van Dyk hängen würde. Prof. Dr. Helge Bathelt, Bildende Kunst und Kultur in Deutschland Professional Cultural Management throughout Germany: „O ensichtlich gehört er in die Reihe der Warhols, Lichtensteins und Je Koons.“ „Die Süddeutsche Zeitung hat die Sentenz geprägt – dass GLÖÖCKLER das „personifizierte Neuschwanstein“ sei. Das ist hübsch gesagt, aber absolut falsch. Neuschwanstein ist ein Kronjuwel des Historismus, war der Versuch, eine ritterliche Ver- gangenheit wieder au eben zu lassen, war wie vieles in dieser Zeit reichlich rückwärts gewandt und GLÖÖCKLER? Rückwärts gewandt? Das dürfen wir unmöglich behaupten! Er ist seiner Zeit und damit uns zugewandt. O ensichtlich gehört er in die Reihe der Warhols, Lichtensteins und Je Koons, die ihren Zeitgenossen einen Spiegel vorhielten, ihre Uniformität entlarvend, ihren Mainstream karikierend und dem ein Eigenes entgegen setzten“, erklärt Prof. Dr. Helge Bathelt.
Gibt es eine Show, eine ganz großartige Sache, eine Idee oder eine Vision, die Sie in Ihrem Leben noch umsetzen möchten?
Oh ja, natürlich. Da gibt es noch ganz viel, was in meinem Kopf ist. Gina Lollobrigida sagt immer, ich sei ein Vulkan voller Ideen. Ich habe so viele kreative Einfälle. Ich möchte sie am liebsten alle umsetzen, aber ich gehe da ein Projekt nach dem anderen an. Meine Fans können sich in dieser Hinsicht immer auf mich verlassen.