Dr. Hubertus Porschen – Der digitale Tsunami: warum uns die Digitalisierung zur Transformation zwingt
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Dr. Hubertus Porschen ist Gründer und Experte. Der Vorsitzende der Jungen Unternehmer spricht im Interview mit Chefredakteur Axel Kahn über das deutsche Bildungssystem, Start-Ups und Digitalisierung im Speziellen.
Nach Ihrem Abitur waren Sie in Australien. Wurde Ihnen das Reisen in die Wiege gelegt und welche Bedeutung hat es für Sie?
Es geht darum, Neues zu entdecken und von Zeit zu Zeit die eigene Komfortzone zu verlassen. Ich mag keine 08/15 Dinge und somit auch keine 08/15 Reisen. Ich mag es, andere Kulturen kennen zu lernen und komplett andere Blickwinkel einzunehmen. Hier hole ich mir auch meine unternehmerische Inspiration. Und noch ein Nebeneffekt: In den außergewöhnlichsten Orten lernt man auch die außergewöhnlichsten Typen kennen. Dieses Jahr geht es übrigens (auf Hochzeitsreise) in den touristisch noch unerschlossenen Süden von Myanmar. Da freue ich mich extrem drauf.
Aktuell sind Sie CEO der App-Arena und sind ein gefragter Experte zum Thema Digitalisierung in Unternehmen und dem Bildungssystem. Was fasziniert Sie an diesem Thema?
Digitalisierung ist die zentrale Herausforderung unserer Zeit. Die Digitalisierung wird die nächsten 10-30 Jahre unserer Gesellschaft maßgeblich beinflussen. Sie beeinflusst alle Lebensbereiche. Und unsere Unwissenheit ist viel zu groß. Die Basis der Digitalisierung, Daten und Technologie, wird unglaublich unterschätzt. Dazu kommt, dass Plattformen (vornehmlich aus den USA und China), die Schnittstelle zwischen Hersteller und Kunde besetzen. Die Macht der Plattformen steigt exponentiell. Wenn man sich gleichzeitig vor Augen hält, dass die „Nähe zum Kunden“ eine wesentliche Stärke der deutschen Wirtschaft bzw. des deutschen Mittelstandes ist, dann muss man sich Sorgen machen:
Vom Hochtechnologiestandort zum Technikmuseum: Das darf nicht das Konzept für Deutschland sein. Unser Bildungssystem ist Auslöser dieser Fehlsteuerung. Dringend notwendige Kompetenzen werden nicht gelehrt. Resultat ist Fachkräftemangel, Unwissenheit, mangelhafte Innovationsfähigkeit.
Ich habe also meine Mission gefunden: Deutschland vor dem digitalen Suizid zu bewahren.
Sie sind außerdem erfolgreicher Gründer. Worauf kommt es bei Start-Ups an? Was empfehlen und präferieren Sie bei einer Gründung?
Der Erfolg von Start-Ups hängt zu einem Großteil von der Persönlichkeit der Gründer ab. Die eigentliche Idee wird oft überschätzt bzw. deren Relevanz. Eine Idee kann nur vom Markt bewertet werden. Nicht von Banken oder einzelnen Personen. Machen! Das ist das Stichwort. Das Risiko einzugehen, Fehler zu machen. Daher zeichnen sich erfolgreiche Start-Ups bzw. erfolgreiche Gründer dadurch aus, dass sie auch mal gescheitert sind. Wer sich davon nicht fertig machen lässt und hartnäckig bleibt, wird es auch schaffen. Lernen aus den Fehlern! Schnelligkeit! Andere Perspektiven einzunehmen! Das sind wichtige Erfolgsfaktoren.
Im Rahmen Ihrer Tätigkeit als Vorsitzender der jungen Unternehmer betreiben Sie auch Lobbyarbeit. Was sind Ihre Ziele damit?
In meiner Verbandstätigkeit habe ich mir von Anfang an 3 Themen gesetzt: Europa, Generationengerechtigkeit und Digitalisierung und Start-Ups. Europa, weil ich es für unsere Generation, nicht nur als friedensstiftendes Element, als enorm wichtig finde. Die Politik hat es versäumt, den Menschen eine Vision von Europa zu geben, einen Traum und dahinter natürlich auch ein vernünftiges Konstrukt, das Handlungsfähigkeit garantiert. Wir sollten von den in den USA gemachten Fehlern lernen und Europa nicht den Trumps dieser Welt überlassen. Generationengerechtigkeit ist ein zentrales Thema, weil Politik zumeist sehr kurzfristig agiert und es systembedingt wenige gibt,
die der jungen Generation eine Stimme geben. Beispiel Rentensystem. Da die Rentner die größte Wählergruppe darstellt, werden großzügig Geschenke verteilt. Aber leider immer zulasten der jungen Generation. Digitalisierung als drittes Thema, weil es die zentrale Herausforderung unserer Zeit ist. Weil es nicht nur mein Job ist, sondern auch meine Leidenschaft und mein Hobby. Die Digitalisierung wird alle Lebenswelten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten bestimmen. Wir müssen uns intensiv damit auseinandersetzen. Als Arbeitgeber, als Arbeitnehmer. Als Gesetzgeber. Nicht nur euphorisch positiv, sondern durchaus kritisch reflektierend, aber immer chancenorientiert. Mein Ziel ist es, ein optimistisches Bild von Deutschland zu entwerfen, indem ich lösungsorientiert auf Missstände und Fehlsteuerung aus meiner Sicht hinweise: Die Politik wachrüttele, polarisiere und manchmal sogar bewusst pauschalisiere und polemisiere. Wir als Verband von jungen Unternehmen werben natürlich auch für uns als eigentümergeführtes, langfristig orientiertes Unternehmen.
Worauf kommt es bei Leadership im digitalen Zeitalter an?
Ich glaube, klassische Führung hat ausgedient. Führung heißt nicht nur Leadership, sondern auch Fachwissen. Ganz nah am Produkt, an den Menschen (nicht nur Kunden, sondern auch und vor allem den Mitarbeitern). Ein guter Leader ist ein guter Enabler. Leadership bedeutet eine bestimmte Kultur im Unternehmen zu verankern. Dafür als Vorbild zu stehen. Aber klar: Leadership ist auch Typen abhängig. Ich halte nichts davon, Schablonen auf Menschen zu setzen. Jeder führt anders. Elon Musk ist nicht wie Jeff Bezos oder der hessische Familienunternehmer in der vierten Generation. In Zeiten der Digitalisierung sollte es aber zentrale Aufgabe eines Unternehmers oder Managers sein, Kompetenzerwerb im Unternehmen voranzutreiben. Unser Bildungssystem ist da im Moment alles andere als eine Hilfe, auf die man zählen kann. Vorträge gibt es viele. Welches Feedback ist für Sie wichtig, um einen Vortrag als erfolgreich zu bewerten? Ich messe den Erfolg an dem Feedback, das ich unmittelbar erhalte, in den Gesichtern, in den persönlichen Gesprächen im Anschluss, durch Feedback-Fragebögen und an dem Feedback, das mich in den nächsten Tagen erreicht. Mailings oder Anrufe
der Zuhörer, die sich bedanken oder teilweise auch Monate später noch sagen „Ich musste da an Sie denken“, „Sie haben mich wirklich wachgerüttelt“. Ich will damit sagen: Für mich ist ein
Vortrag erfolgreich, wenn er am selben Tag unterhaltsam ist und im Anschluss die Zuhörer Impulse mitnehmen und wirklich etwas lernen oder ändern. In kurzer Zeit jemanden unterhaltsam zum Nachdenken zu bringen, ist eine große Herausforderung, aber
immer der Anspruch.
www.hubertusporschen.com