Atos Klinik Heidelberg
Priv. – Doz. Dr. Med. Habil. Andreas Dacho
6-2-1 ist die Erfolgsformel von Privatdozent Dr. med. habil. Andreas Dacho. Er ist einer von sechs Ärzten in Deutschland mit einem Doppelfacharzt in Plastischer und Ästhetischer Chirurgie sowie Hals-Nasen-Ohrenheilkunde; zwei davon sind habilitiert und dazu ist er noch der Jüngste. Seine Praxis eröffnete er im März in der ATOS Klinik in Heidelberg. Chefredakteur Axel Kahn sprach mit dem ausgewiesenen Spezialisten über seine Arbeit.
Wie wird man plastischer Chirurg? Die Frage ist banal aber berechtigt, ist das ja nicht gerade ein “Jedermann-Beruf”?
Ein “Jedermann-Beruf” ist es zum Glück nicht. Des Öfteren entsteht in der medialen Darstellung der Eindruck, dass fast jeder Arzt mittlerweile plastische Chirurgie macht. Dies zeigt aber nur die Verwechslung zwischen plastischer und ästhetischer Chirurgie bzw. Schönheitschirurgie. Die Bezeichnung Schönheitschirurg ist nicht geschützt bzw. geregelt, so dass sich jeder Arzt, unabhängig von seiner Ausbildung und seinem Können, als Schönheits- oder kosmetischer Chirurg bezeichnen kann. Der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie ist wie jed- er anerkannte Facharzt in Deutschland exakt durch eine Weiterbildung geregelt; hierzu gehören Erfahrungen in den vier Säulen der plastischen Chirurgie (Hand- und Verbrennungschirurgie,rekonstruktive Chirurgie und ästhetische Chirurgie). Die einzelnen Disziplinen müssen in einer Gesamtzeit von mindestens sechs Jahren durchlaufen werden. Genau diese Mischung hat mich von Anfang an so fasziniert und dazu gebracht, diesen Facharzt zu absolvieren. Denn die Bandbreite, die dieser Beruf mit sich bringt – auf der einen Seite die Rekonstruktion von Bereichen und Funktionen des Körpers nach Unfällen, Tumoren oder bei angeborenen Fehlbildungen und auf der anderen Seite die Verbesserung des Äußeren oder des ästhetischen Erscheinungsbildes stellt täglich eine neue Herausforderung dar.
Allerdings haben Sie sich auf die Gesichtschirurgie und insbesondere auf die Nase spezialisiert, die als Königsdisziplin der plastischen Chirurgie gilt. Warum?
Für Gesichter und das, was diese aussagen und widerspiegeln, habe ich mich schon immer begeistern können. Das Gesicht als der Bereich des Körpers, den man nicht verdecken kann und der gleichzeitig einen Teil unserer Persönlichkeit ausstrahlt, hat hierbei einen besonderen Stellenwert für unser Selbstwertempfinden und unsere Wirkung nach außen. Insoweit gilt die plastische und ästhetische Chirurgie des Gesichts als eine der größten Heraus- forderungen, denn eigentlich möchte niemand sehen, dass in dieser Region operiert wurde. Hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen rekonstruktiven Eingriff nach einem Hauttumor oder um eine ästhetische Operation handelt.
Alle Patienten wünschen unabhängig von ihrem Therapieziel, dass wir im Gesicht so unauffällig als möglich mit dem optimalsten Resultat agieren. Aufgrund dessen ist eine Spezialisierung in diesem Bereich unbedingt geboten, denn jedes Gesicht ist individuell. Demnach war es auch für mich selbstverständlich, dass ich dies mit einem zweiten Facharzt auf diesem Gebiet (Hals-, Nasen- Ohrenheilkunde) kombiniere. Durch diesen Doppelfacharzt kristallisierte sich dann natürlich auch das Spezialgebiet der funktionellen und ästhetischen, aber auch rekonstruktiven Nasenchirurgie heraus. Die Rhinochirurgie gilt als eine der anspruchsvollsten Bereiche, da es kaum ein Merkmal gibt, welches ein Gesicht und eine Person mehr prägt und mit dem so sehr in der Darstellung eines Menschen oder eines Charakters gespielt wird. Das reicht von der Prinzessin mit der Stupsnase, der Hexe mit der typischen Hakennase über das Griechische Profil bis hin zu diffamierenden Stereotypen. Darüber- hinaus ist das Besondere an der Rhinoplastik, dass eine Formveränderung immer die Funktion berücksichtigen muss; denn was nützt Ihnen die beste Optik, wenn Sie keine Luft bekommen.
Es geht bei Ihnen aber nicht ausschließlich nur um Schönheitsoperationen?
Auch wenn viele Menschen nur an Schönheitschirurgie (Facelift, Ober- und Unterlidkorrektur etc.) denken, stellt dies nur einen Teil meiner Arbeit dar. Darüber hinaus kommen natürlich auch nicht- operative Methoden, wie zum Beispiel die Faltenbehandlungen, das Needling, das 8-Punkt- oder das Fadenlift zur Anwendung. Allerdings bieten wir selbstverständlich, aufgrund unserer Spezialisierung, auch für Patienten mit bösartigen Veränderungen im Gesichts- und Halsbereich eine individuelle Sprechstunde an. Bei der deutlich wachsenden Anzahl von Hautkrebsfällen und deren Vorstufen, die sehr häufig an sonnenexponierten Stellen im Kopf- Halsbereich auftreten, wie zum Beispiel der weiße (Basaliom) oder schwarze (Melanom) Hautkrebs arbeiten wir mit den jeweiligen anderen Fachkollegen interdisziplinär sehr eng zusammen. Der adäquaten operativen Versorgung solcher Patienten kommt eine immer größer werdende Bedeutung zu. Auch in der Rekonstruktion nach Unfällen (z.B.: Narbenkorrektur, Wiederherstellung der Nasenatmung etc.) oder bei angeborenen Fehlfunktionen des Gesichts bieten wir unseren Patienten eine individuelle operative Vorgehensweise und Betreuung an.
Wie schätzen Sie die Entwicklung in der plastischen Chirurgie in den kommenden Jahren ein, ist es doch längst kein Trend mehr, sich für eine Schönheitsoperation zu entscheiden?
Ich würde die Entwicklung positiv bewerten und als im Fluss bezeichnen. Ein Trend im klassischen Sinne ist es nicht mehr. Die Plastische und Ästhetische Chirurgie ist in der Mitte der Gesell- schaft angekommen. Man kann das Thema in der Familie, im Kollegen- und Freundeskreis offener ansprechen, als dies noch vor 10 oder 20 Jahren möglich war. Im ästhetischen Bereich sehen wir eine Entwicklung zu immer weniger invasiven Verfahren, die gut verträglich sind. Hierbei ist ein deutlicher Unterschied in der Definition und Wahrnehmung gegenüber den USA zu verzeichnen. Die Tendenz geht hierzulande doch in die „natürliche“ Richtung, denn die Patienten streben ein nicht künstliches Ergebnis an ohne das Stigma mit sich zu tragen, gleich als operiert erkannt zu werden. Die Negativbeispiele aus Übersee nach überkorrigierten bzw. misslungenen Operationen und Therapien sind Ihnen allen hinlänglich bekannt und haben die Patienten und deren Umfeld positiv sensibilisiert. Weniger ist häufig mehr.
Seit diesem Jahr sind Sie mit Ihrer Privatklinik am Standort Heidelberg in der ATOS Kinik. Wie kam es zu dieser Konstellation?
Auf Grund der doppelten Facharztausbildung und der Spezial- isierung war ich in den unterschiedlichsten Kliniken, zuletzt in Essen, tätig. Mein Wunsch war es allerdings, langfristig wieder südlich des Mains zu leben und zu arbeiten. Da ich in Karlsruhe geboren und aufgewachsen bin, in Heidelberg studiert und Teile meiner Ausbildung genossen habe, ist mir die Region sehr ver- traut. Somit kam es, im Rahmen unterschiedlicher Gespräche, auch zu einem Treffen mit Prof. Peter Habermeyer, dem damaligen Hauptgesellschafter und Geschäftsführer der ATOS Klinik, in Heidelberg. Es bestand von Anfang an auf beiden Seiten ein reges Interesse über eine entsprechende Zusammenarbeit und Kooperation, da sich die ATOS Klinik seit nunmehr fast 25 Jahren einen nationalen und internationalen Ruf als Zentrum für ausgewiesene Spezialisten in ihrem jeweiligen Bereich gemacht hat.
Infolgedessen passten die hochspezialisierte Ausrichtung einerseits mit der Philosophie eines privat geführten medizinischen Kompetenzzentrums mit überregionaler und internationaler Ver- netzung andererseits bestens zusammen. Nach einer dreimonatigen Umbauphase konnten wir Anfang des Jahres unsere komplett neu errichteten Räumlichkeiten in der ATOS Klinik Heidelberg beziehen. Folglich bin ich sehr glücklich wieder in meiner badischen Heimat in dieser Konstellation zu sein.