art KARLSRUHE
Pulsierender Marktplatz mit internationaler Aufmerksamkeit
Nach fünf vitalen Messetagen endet die art KARLSRUHE am vergangenen Sonntag
Am Sonntag endete die zwölfte art KARLSRUHE, die annähernd 50.000 Besucher in die Messehallen lockte und mit ihrem breiten Angebot an Malerei, Skulptur, Editionskunst und Fotografie aus der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst Karlsruhe zum pulsierenden Kunstmarktplatz machte. „Die art KARLSRUHE stellt eine Bereicherung für das Portfolio der Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH dar, ebenso wie für die Wirtschafts- und Technologie-Region Karlsruhe. Die Messe spricht eine breite Öffentlichkeit an und erzeugt damit internationale Aufmerksamkeit für den Standort“, unterstreicht Geschäftsführerin Britta Wirtz die Bedeutung der art KARLSRUHE. Die Messe konnte erneut ihr Stammpublikum erreichen, aber auch neue Besucher anlocken. Diese nahmen sogar einen überdurchschnittlichen Anreiseweg in Kauf: Fast 40% der Erstbesucher kamen aus einer Entfernung von über 100 km und knapp 15% legten sogar mehr als 300 km zurück.
„Es ist Jahr für Jahr eine Freude, in den Messehallen mit Künstlern, Ausstellern und Besuchern über Kunst zu sprechen und dabei immer einen kleinen Beitrag zu leisten, dass noch mehr Menschen die Kraft der Kunst spüren“, zieht Ewald Karl Schrade, der langjährige Kurator der Messe, seine Bilanz zur zwölften art KARLSRUHE. Die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und das Netzwerk zu Kunden und Institutionen zu erweitern oder zu festigen, schätzten zahlreiche der vor Ort vertretenen Galeristen. Das versierte Fachpublikum rühmten beispielsweise Thole Rotermund (Hamburg), Heinz Holtmann (Köln), Philomena Maier (Innsbruck) und Christian K. Scheffel (Bad Homburg). Dass man in Karlsruhe für Experimente offen ist, konnte Michael Schultz an seinem Stand in Halle 2 erleben: Sein provokatives Standkonzept – Self-Bonding-Fotografien der dänischen Künstlerin Annette Merrild standen im scharfen Kontrast zum gemütlichen Ritual des Kaffeetrinkens – kam hervorragend an. „Wir haben ganz andere Reaktionen erwartet und sind positiv überrascht“, so der Berliner Galerist, der sich zudem über gute Umsätze im mittleren Preissegment zwischen 4.000 und 35.000 Euro freute.
ARTIMA art meeting: Liebe zur Kunst
Anregende Diskussionen mit Gästen aus verschiedenen Sparten des Kunstbetriebs bot das zweitägige ARTIMA art meeting im Begleitprogramm: Carl Friedrich Schröer führte am Freitag,
6. März, durch den zweiten Teil der Veranstaltung. Er sprach mit Götz Adriani, dem langjährigen Direktor der Kunsthalle Tübingen, der seit 2003 Vorstand der Stiftung Kunsthalle Tübingen ist, über dessen vielfältige Ausstellungserfahrungen. Friedrich E. Rentschler, der zweite Podiumsgast an diesem Tag, berichtete eindrücklich über seine Liebe zur Kunst, die durch sein Elternhaus und im Kunstunterricht entfacht wurde. Der Ulmer Sammler, der Kunstvermittlung in seiner Sammlung FER Collection großschreibt, brach eine Lanze für besseren Kunstunterricht in Schulen. Zuletzt machte sich Rose-Maria Gropp, Redakteurin und Ressortleiterin Kunstmarkt der FAZ, Gedanken darüber, ob die Vorherrschaft der Preise, die derzeit im Kunstbetrieb zu beobachten ist, andere Kriterien obsolet mache und inwieweit die Kunstmarkt-Berichterstattung selbst den kommerziellen Hype vorantreibt.
art KARLSRUHE: Messe mit Stammpublikum
„Wir sind seit fünf Jahren auf der Messe und haben mittlerweile ein hervorragendes Stammpublikum in Karlsruhe“, erläutern Petra Kaffeesieder und Jacob Gildor von der Gilden’s Arts Gallery. Nur wenige Minuten nach dem Startschuss der Messe konnte die Londoner Galerie ein ganz besonderes Werk an einen deutschen Privatsammler verkaufen: Max Liebermanns Studie zu seinem berühmten Gemälde „Freistunde im Amsterdamer Waisenhaus“ (1881/1882), das im Frankfurter Städel Museum hängt. „Wir hätten das noch ein Dutzend Mal verkaufen können“, so der euphorisierte Galerist, der auf Originaldrucke und Papierarbeiten des 20. Jahrhunderts spezialisiert ist und damit in Karlsruhe große Erfolge feierte. Auch für Achim Hagemeier war die Messebeteiligung wieder ein lohnendes Unterfangen. „In Baden-Württemberg geben heute die Sammler ihr Geld aus wie die Rheinländer vor 20 Jahren“, verrät der Frankfurter Galerist, der u.a. Josef Scharls „Sonnenuntergang“ (1943) für 65.000 Euro abgeben konnte. „Unsere Verkäufe waren ordentlich“, bestätigt Peter Femfert von DIE GALERIE (Frankfurt/Main). „Die art KARLSRUHE ist eine sympathische Messe, die sehr professionell gemanagt wird und ein gutes Sammlerpublikum besitzt“. Er konnte beispielsweise Volker Stelzmanns „Fünfteiliges Gemälde“ für rund 130.000 Euro an einen privaten Sammler weiterreichen und Carl-Henning Pedersens „Light Bird of Destiny“ für 65.000 Euro verkaufen. Durchweg zufrieden war man auch am Stand der Galerie Schlichtenmaier (Grafenau und Stuttgart): Horst Antes‘ „Figur und Schlange vor grünem Grund“ (1975) fand für 60.000 Euro einen neuen Besitzer, eine Skulptur von Otto Herbert Hajek erzielte 42.000 Euro, und Werke der Baumeister-Schüler Georg Karl Pfahler (21.000 Euro) und Winfred Gaul (23.000 Euro) stießen ebenfalls auf beachtliche Resonanz.
Aufschwung für ZERO: Verkäufe in Karlsruhe
Im Segment der „Modernen Klassik“ setzten zahlreiche der Galeristen auf die Kunst von Informel und ZERO. „Die ZERO-Künstler sind derzeit die Stars: Für mich ist ZERO die wichtigste Bewegung nach 1945, und ich freue mich sehr über die internationale Anerkennung“, urteilt der Kölner Galerist Heinz Holtmann, der gleich zu Messebeginn ein Werk von Heinz Mack für 18.000 Euro an den Sammler brachte. Über ein Dutzend Werke von Günther Uecker konnte die Mainzer Galeristin Dorothea van der Koelen veräußern. Ihr Kollege Roland Geiger aus Konstanz verkaufte zehn Werke aus dem ZERO-Umfeld im Preisspektrum zwischen 3.000 Euro und 16.000 Euro. Michael Gausling, der in Karlsruhe sowohl das Fritz-Winter-Haus (Ahlen) als auch das Fritz-Winter-Atelier (Dießen am Ammersee) repräsentierte, freute sich über die Verkäufe von Günther Ueckers Prägedruck „Spirale“ (25.000 Euro) und Bernard Aubertins „Tableaus clous“ (28.000 Euro). Zudem konnte er zwei Werke von Fritz Winter selbst veräußern („Aufleuchtend“ für 150.000 Euro und „Ostern“ für 135.000 Euro). „Wir waren sehr zufrieden an unseren beiden Ständen“, berichtet Gausling, der überdies mit seinen Künstlern Roland Helmer, Raimund Göbner und Jusha Mueller in der dm-arena Anklang beim Messepublikum fand. „Es war eine wunderbare Ausgabe dieses Jahr, vielleicht sogar die beste überhaupt in der Geschichte der Messe“, schwärmt Christian Marx, der so gut verkaufte, dass er nach der Vernissage bereits umhängen musste. „Die Stimmung in der dm-arena war von Anfang an hervorragend, und diese Atmosphäre wabert dann durch die Hallen und breitet sich aus“, freute sich der Galerist aus Düsseldorf. Im Bereich der Contemporary Art waren die meisten der 32 internationalen Neuaussteller zu verzeichnen. Zu den über ein Dutzend neuen Galerien zählten La Fabrique de la Cendronne (Paris), Franzis Engels (Amsterdam) und Gallery Tableau (Seoul). Erstmals dabei auch Várfok aus Budapest, die über gute Verkäufe ihrer Künstler Péter Korniss, Mátyás Misetics und Ákos Czigány berichten konnten.
art KARLSRUHE-Preis: Erfolg für Alfonso Hüppi und Reinhold Maas
Um den mit 15.000 Euro dotierten art KARLSRUHE-Preis konkurrierten knapp 157 One-Artist-Shows. So hatte die fünfköpfige Jury die Qual der Wahl unter zahlreichen erstklassigen Kojen. Äußerst erfolgreich mit seiner Solo-Präsentation war beispielsweise der Lübecker Galerist Hubertus Hoffschild – nahezu seine gesamte One-Artist-Show war in kürzester Zeit ausverkauft. „Momentan haben wir eine so große Nachfrage nach unserem Künstler Friedel Anderson, dass wir gar nicht alle Wünsche nach Bildern befriedigen können“, so Hoffschild, der mit einem guten Nachmessegeschäft rechnet. Die Auszeichnung ging am Freitag jedoch an den in Baden-Baden lebenden Schweizer Künstler Alfonso Hüppi und seinen Reutlinger Galeristen Reinhold Maas. „Es hat mich total verblüfft, dass ich den Preis bekommen habe“, so der Künstler, der erst kürzlich, im Februar, seinen 80. Geburtstag feiern konnte. Hüppi: „Ich freue mich vor allem auch für meinen Galeristen, denn der art KARLSRUHE-Preis ist eine tolle Auszeichnung für seine Arbeit“.
Die 13. art KARLSRUHE findet vom 17. bis 21. Februar 2016 statt.
Bildnachweis: KMK / Jürgen Rösner